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23. Oktober – 13. November 2010

»Friends of the Gallery for Friends of the Gallery« | (part one)

Beni Bischof | Hadrien Dussoix | Michael Kienzer | Vera Marke | Alexandra Maurer | Daniela Schertenleib | Christian Vetter


Die Brechung von Idyllen

Eine Auslegeordnung in vier Teilen hat sich Paul Hafner ausgedacht, um seine 10jährige Galerietätigkeit im Lagerhaus zu reflektieren. Gleich mit der ersten Runde wird ersichtlich, wie aktuell am Kunstgeschehen er seine Vermittlung ausrichtet.
Paul Hafner feiert das 10-Jahre- Jubiläum seines Umzugs ins Lagerhaus in Etappen. Bis Ende Januar zeigt er in vier zeitlichen Abschnitten Exponate von Kunstschaffenden, die er in seiner Galerie seit Jahren vertritt, sowie Werke von eingeladenen Gastkünstlerinnen und -künstlern.
Dabei scheint es, als befände er sich zeitlich, inhaltlich und örtlich an einer Schaltstelle, an einer vermittelnden Tangente zwischen den Scharnieren gestern und morgen, zwischen unten und drüben. Eben noch war Beni Bischof in der Kunsthalle mit seiner Ausstellung »Dumm schauen und Kekse fressen« zu Gast; nun darf man hier an der grossen Stirnwand zwei grossformatige und ein kleines Werk betrachten, die noch nie vorher das Atelier des Künstlers verlassen haben. Es sind Bischof-Gewalten des Taten-, Wort- und Forschungsdrangs, sein Blickkontakt ins Ungewisse ist scharf und gnadenlos. »Trümmerteile eines Monoton 2« und »Halbhalb mit freundlichen Farben« sind wild mäandernde Baustellen im abgelegenen Land der verlorengegangenen Flaschengeister. Das kleine Bild »Absperrungen vor undefinierbarem Nebeldingdingnebelding« wie das rhythmisch gesetzte Einfallstor in jenes Reich der Künstlersinne.
Hadrien Dussoix' frecher Scherben-Gnom auf Sockel, »Beyond Good & Evil«, kommt einem vor wie ein alter Bekannter – als letzter noch Anwesender der erst kürzlich abgeschlossenen Schau bei Hafner, steht er ganz ernsthaft augenzwinkernd als Wächter davor.

Übergänge in Wort und Bild
Auch Alexandra Maurer, zuletzt mit ihren interdisziplinären Arbeiten vor einem Jahr hier zu Gast, wird als Manor-Kunstpreisträgerin 2010 ab dem 13. November, also beinahe zeitgleich auch im Kunstmuseum zu sehen sein. Hafner hatte der 1978 in St. Gallen Geborenen vor drei Jahren die erste Einzelausstellung ausgerichtet. Nun bei »Friends of the Gallery für Friends of the Gallery«, wie er die Schau betitelt, sind Werk-Teile ihrer Splitter-Malereien, Acryl auf Papier/Leinwand, zu sehen – Einblicke ins Intim-Brüchige im Bereich des vage Vermuteten, mit Licht auf Wasser, das die schwimmenden Körperteile zu bunten Wesen einer paradiesischen Unterwelt vergrössert (Tagblatt vom 16.9.2010).
Auf dem schmalen Abtrennmäuerchen im Raum, um das herum man schreitet wie in ein Vestibül für Tarnkappen, stehen Daniela Schertenleibs Objektvasen, handbemalte Unikate aus Holz, die sich neben den Wandarbeiten frisch und spielerisch »angewandt« ausnehmen. Mäandernde Linien, ornamentale »Schnitte« wie in Textiles gestickt, gestische Hell-Dunkel-Studien im Buchstabieren von Übersetzungen greifen hinüber zu Michael Kienzers Arbeit gleich vis-à-vis – »ab und zu« auf Glas. Bereits dreimal war er Gast in der Galerie; vor drei Jahren zeigte er unter anderem diese Glasarbeiten, verschichtetes in Wort und Raum, Anagramme eines Erkundens von Wort-Sinn-Gehalt. Herausragend und Raum-nehmend die beiden Öl-Pastellkreide, Graphit-auf-Papier-Arbeiten, Aktionsspuren in Variationen physischer Gebärden, Inschriften zwischen Empfindung, Mythos und Zeichensprache, in schierer Leichtigkeit schwebend.

Geschmolzene Sehnsucht
Christian Vetters in ahnungsvollem Dunkel gehaltene Sichten auf Landschaft »view #1 und 2 landscape« könnten auch die Sicht auf einen nachthellen Mond sein, in Melancholie getünchtes Eintauchen, gedehnter Wunsch, tobender Kosmos, und Vera Markes Krähe in Sichtnähe, deren Flügelschlag den Nebel schneidet, sucht darob das Weite. Vera Marke ist bei Hafner auch schon seit einigen Jahren im Programm. Von ihr steht noch die mit Tagespflichten beschriftete Kerze da, »mis en place« heisst das Wachswerk, das in seiner spielerischen Zweideutigkeit die Notwendigkeit von duties dem Schmelzprozess anheimstellt.

Brigitte Schmid-Gugler
St.Galler Tagblatt | 3. November 2010

17. November – 4. Dezember 2010

»Friends of the Gallery for Friends of the Gallery« | (part two)

Julia Bornefeld | Hadrien Dussoix | Michael Kienzer | Mirjam Kradolfer | Marianne Rinderknecht | Alexandra Maurer | Vera Marke | Daniela Schertenleib | Karin Schwarzbek