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27. August – 8. Oktober 2011

Alexandra Maurer | »Alexacrash«

Geschlagene Schönheit

Alexandra Maurer zeigt in der dritten Einzelausstellung in der Galerie Paul Hafner ihre Weiterentwicklung. Körper und Dynamik spielen die Hauptrolle darin.
Wumm! Ein dumpfer Schlag tönt aus der Galerie Paul Hafner. Wumm! Noch einer. Immer wieder hallt der Ton durch den Raum. Obgleich rein akustisch, reicht der Schlag bis in die Eingeweide. Er zwingt die Schritte in eine Videokoje. Wumm! Im Takt der Schläge scheinen Bilder auf und verschwinden wieder: Frauen mit erhobenen Armen, Abwehr, Gesichter, Menschen, Stadtraum, Finsternis, Licht. Dann ein Klirren.

Dynamik in Einzelbildern
Es ist kein Film, der projiziert wird und doch eine höchst lebendige Bilderfolge. Einerseits ist da die dramatische Körpersprache der Personen, ihre spannungsgeladene Aktivität. Andererseits spielt Alexandra Maurer virtuos mit den Medien. Grobkörnige Schwarzweissbilder kontrastieren mit farbigen Filmstills, grossformatige Aufnahmen malerischer Details lassen Lichtreflexe aufscheinen, Pinselspuren fügen sich zu Gesten. Ausgangspunkt ist ein in Stills zersplitterter Film. Die Einzelbilder werden ausgedruckt, übermalt oder malerisch auf Papier übertragen. Danach werden sie wieder zur Sequenz zusammengeführt und mit Pausen verbunden, die wie verlängerte Lidschläge anmuten – Pausen, in denen Nachbilder vor dem inneren Auge entstehen, die kein Innehalten erlauben.
Zusammen mit dem Ton entwickelt sich ganz ohne bewegte Bilder eine Dynamik, die in Bann zieht und grosse Konzentration abfordert. Seit langem arbeitet die in Genf lebende St. Gallerin an der Verbindung von Film, Fotografie, Malerei und Installation. Dieser Mix verschiedenster künstlerischer Techniken charakterisiert nicht nur ihre Videos, sondern auch die Arbeiten auf Papier. Hier bilden Filmstills ebenfalls die Basis, werden übermalt und abfotografiert.

Zwischen Anmut und Gewalt
So kommt es zu irritierenden Momenten wie Farbschlieren, die entgegen der Bildausrichtung verlaufen und sich bei näherem Hinsehen als gedrucktes Relikt eines vorhergehenden Werkzustandes entpuppen. Alexandra Mauer spielt bewusst mit den Materialien und ihrer Ästhetik. Die Hochglanzoberfläche des Plexiglases etwa steht im Kontrast zur lebendigen Oberfläche der Malerei und findet doch ihre Entsprechung in den Lichtreflexen des aufgetragenen Lacks. Doch nicht nur technisch und ästhetisch überzeugen die Werke. Die spannungsvoll ins Format gesetzten Körperszenen irritieren ob der fliessenden Übergänge zwischen Anmut und Gewalt, sie sind mal voller Sinnlichkeit und erzählen dann wieder von grosser Brutalität. Mit »Alexacrash« hat Alexandra Maurer einmal mehr eine Ausstellung von höchster Kraft und Eindringlichkeit realisiert.

Kristin Schmidt
St.Galler Tagblatt | 3. September 2011