8. März – 3. Mai 2014
Für einmal zeigt die Galerie Paul Hafner nicht zeitgenössische Kunst, sondern lädt ein zu einer fotografischen Reise nach Burma. Der St. Galler Architekt Jack Egli hat das Land in Fernost bereits 13mal bereist und präsentiert eine Essenz seiner Eindrücke.
Es sind keine Hochglanz-Kalenderbilder oder die üblichen Touristenerinnerungen, die auf Jack Eglis Fotografien zu sehen sind. Alle dreizehn Reisen zusammengenommen hat der St. Galler Architekt und Bauherrenberater rund anderthalb Jahre in Burma verbracht und zeigt Menschen und Impressionen auch aus für den normalen Touristen unzugänglichen Gegenden dieses einzigartigen Landes. Seit der Öffnung von Myanmar, wie Burma eigentlich heisst, wird es von Touristen überschwemmt. »Meine Bilder wollen ein Beitrag gegen die Negativspirale sein, in der sich Burma momentan befindet«, sagt Jack Egli. Ihn faszinieren vor allem die Menschen dort. »Als Gast wird man auf Händen getragen, es kommt einem eine grosse Herzlichkeit entgegen, und nie sieht man ernste, sondern nur fröhliche Gesichter«, erzählt Egli, der sich auch als »Reisender aus Leidenschaft« sieht. Mit seinen 56 Arbeiten will er auch ein Stück der Kultur der Gelassenheit transportieren, den auch im burmesischen Alltag direkt gelebten Buddhismus.
Eine authentische Kultur
Das Technische eines Bildes steht nicht im Vordergrund dieser Reisefotografie, sondern der geglückte Moment, der richtige Blick für das Authentische der vorgefundenen Kultur. Jack Egli geht auf vielen Bildern mit einer spürbar behutsamen Distanz an seine Sujets heran. Die Details sprechen für sich und für den Moment des Entdeckens.
Momente der Stille
Ein Element, das aus diesen nicht nachbearbeiteten Bildern strahlt, ist das der Stille, der Ruhe, des einfach gelebten Augenblicks. Oft fängt der Fotograf die Menschen von hinten ein, so als wolle er sie in ihrem gegenwärtigen Tun nicht stören. Von vorne aufgenommen, schaut man dann aber in strahlende Frauengesichter, die humorvoll und selbstbewusst zugleich wirken und ein Dokument gelebten Matriarchats in Myanmar sind. Sei es, dass Egli ein 11jähriges Mädchen fotografiert, das ein kleines Restaurant führt oder alte Menschen mit zerfurchten oder tätowierten Gesichtern – die Antlitze strahlen etwas Würdevolles aus. So stark die Bilder wirken, so aus dem flüchtigen Moment einer Begegnung scheinen sie empfunden.
Wasserbüffel oder Feldarbeit, geheimnisvolle Landschaften mit ihren Buddhafiguren und Pagoden. Auch hier sucht Burma-Freund Jack Egli nicht nach dem Spektakulären, sondern nach dem, was dieses Land und diese Kultur ausstrahlen.
Gefährdetes Paradies
Diese Bilder (und ein Video) aus Fernost sind ein faszinierendes Dokument eines Landes, das fünfzig Jahre abgeschottet war. Man hofft, dass es nicht irgendwann Bilder werden, die nur noch dokumentierte Erinnerung an ein Land und eine Kultur sind, die heute der Gefahr der Modernisierung rasant ausgesetzt ist.
Martin Preisser
St.Galler Tagblatt | 10. März 2014