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16. Mai – 4. Juli | 24. August – 12. September 2015

Rik Beemsterboer | »down town«

»down town« ist eine Serie von Malereien, gewidmet an die Stadt St. Gallen.
Rik Beemsterboer schreibt: »Es ist die Stadt, in der ich wohne, arbeite und mich wohl fühle. Jeden Tag fahre ich durch die Stadt und sehe die St.Galler und St.Gallerinnen zur Arbeit fahren, den öffentlichen Verkehr benutzen, ihre Einkäufe machen, sehe sie flanieren oder relaxen auf einer Terrasse mit einem Getränk in der Hand. Was mich interessiert sind diese Plätze und Strassen voll mit Menschen: Leute die sich treffen und Gespräche führen oder Touristen, die sich die Stadt anschauen.
An einem Samstagmorgen im letzten Sommer habe ich Snapshots rund um den Klosterplatz, den Marktplatz, den Roten Platz und den Einkaufsstrassen zwischen diesen drei Plätzen gemacht. Diese Fotos waren Ausgangspunkt für meine neuen Bilder ... Vielleicht ist es eine kleine Ode an diese Stadt.«


Ein ganz normaler Samstag

Rik Beemsterboer hält in seinen neusten Bildern flüchtige St. Galler Momente fest. Der Künstler hat rund um den Gallusplatz genau hingeschaut und zeigt die Stadt von ihrer entspannten Seite.
Kein Zweifel, das ist St. Gallen. Schon auf den ersten Blick sind die Bilder klar zu verorten: Ein Mädchen spielt mit einem Wasserstrahl auf dem Roten Platz, ein Touristenpärchen schiesst ein Selfie vor der Kathedrale, Passanten spazieren durch die Multergasse. »Ein ganz normaler Samstagmorgen«, sagt Rik Beemsterboer. Der St. Galler Künstler hat den vermeintlich banalen Alltag in seiner Stadt in zehn Ölbildern festgehalten. Seine aktuelle Ausstellung »down town« in der Galerie Paul Hafner hält St. Gallen den Spiegel vor.

Schnappschüsse als Vorlage
Der gebürtige Holländer wirft einen wohlwollenden Blick auf St. Gallen. Er versteht seine Bilderserie denn auch als Ode an die Stadt. »Es sind keine bösen Bilder«, sagt Beemsterboer und lacht. Man muss an seine abgründige Porträtserie »Amokläufer in Schulhäusern« denken. Oder an seine Serie mit Gesichtern berühmter Mächtiger wie Barack Obama und Silvio Berlusconi, für welche ihm die Stadt 2010 einen Werkbeitrag verliehen hat
Im Gegensatz zu diesen früheren Arbeiten sind die Personen auf den neuen St. Galler Bildern zufällig gewählt. Beemsterboer hat sie an einem Samstagmorgen im vergangenen Sommer fotografiert, als auf dem Gallusplatz gerade Flohmarkt war. Die fotografischen Schnappschüsse dienten ihm anschliessend als Vorlage für seine Ölbilder.

Aus der Bänkli-Sicht
Wer durch die Galerie Paul Hafner spaziert, nimmt unweigerlich die Perspektive des Müssiggängers ein. Es ist, als sässe man auf einer Bank am Klosterplatz und betrachtete das Geschehen: Die Dame, die mit dem Handy ein Foto schiesst. Die zwei Frauen, die gerade über etwas lachen. Die Bedienung, die einen Kaffee serviert. Beemsterboer zeigt St. Gallen von der relaxten Seite. »Ich zeige die Entspanntheit, welche die Stadt eben auch ausstrahlen kann.«

Geschichten vom Flohmarkt
Die Bilder erzählen Geschichten. Deutlich wird dies in einer Auslage eines Flohmarktstandes, die Beemsterboer originalgetreu gemalt hat: Ein Schriftzug »Love«, daneben ein Schmucktrückli, ein Telefon, ein Wecker. »Das hat jemand so hingestellt, wahrscheinlich ohne sich viele Gedanken zu machen«, sagt der 51-Jährige. Er hingegen hat das Stillleben fotografisch festgehalten und detailreich auf die Leinwand gebracht. Ähnlich wie bei seinen früheren Wellenbildern, in denen er die Bewegung der Brandung mit der Kamera eingefroren und mit dem Pinsel genau studiert hat: »Da tun sich Welten auf.«

Schöne Erker, hässlicher Beton
Nach seinen Lieblingsorten in der Stadt befragt, gibt der Künstler wenig überraschende Antworten. Der Klosterplatz sei schön, die Gassen der Altstadt mit ihren Erkern ebenfalls, »aber das findet wohl jeder«. Als hässlichen Ort nennt er den »Betonplatz« vor der Fachhochschule. »Er ist zu gross, zu leer, ohne Ausstrahlung.« Ob seine Ode an die Stadt weitergeht und ob er noch mehr St. Galler Bilder malen wird, weiss Beemsterboer noch nicht. Auf ein Projekt folgt bei ihm meist gleich das nächste. »Ich liebe die Abwechslung.«

Roger Berhalter
St.Galler Tagblatt | 8. Juni 2015